Edi Kaufmann - Profi Ski Europa 1979 bis 1986

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Edi Kaufmann

Österreich
Der erste Termin im Dezember 1982 war ohne Schnee. Bis einige Tage vor den Rennen waren wir immer noch voller Hoffnung und sehnten uns nach einem "Schneewunder" - das aber nicht kam. Nach Absprache mit den verantwortlichen Leuten vom ORF, in Amerika und Japan wollten wir unter allen Umständen wenigstens einen Parallelslalom und wir arbeiteten wie besessen daran. Der legendäre Vertreter von Ratrac in Österreich, der Osttiroler Jimmy Zimmermann, beschaffte uns über Nacht eine Schneekanone aus der Schweiz. Das war das erste Gerät seiner Art in Tirol. Mit der Feuerwehr Söll (Kommandant Sebastian Niedracher) wurde eine Feuerwehrübung um Mitternacht organisiert (davor war es viel zu warm). Es wurden Schläuche vom Fischteich in Hochsöll bis zur Hälfte der "Keat-Alpe" verlegt. Die ersten 2 Stunden kam nur Wasser aus der Schneekanone. Das Ding bekam sofort den Namen "Stalinorgel", das es so laut war, dass im Umkreis von einigen Kilometern kein Mensch schlafen konnte (die meisten Menschen waren aber beim "Zuschauen")! Nach 2 Uhr in der Nacht wurde es auf einmal kälter und es kam Schnee aus der "Orgel" - aber nicht lange und es war wieder Wasser. Es sah so ähnlich auch wie im Beispielbild. Im Morgengrauen mussten wir dann leider aufgeben und die erste Veranstaltung absagen.
 
Nach einigen Telefonaten mit USA bekamen wir den Ersatztermin 19./20. März 1983 als Finale der US Profitou. Wir waren damit zufrieden und bereiteten uns darauf vor. Der Winter brachte dann verhältnismäßig viel Schnee. Aber zu unserm Termin wurde es extrem warm und der Schnee rann uns unter den Füßen weg. Von den Bergbahnen wurden in Vorarlberg ein Zugwaggon voller Chemikalien bestellt, um den Schnee festigen zu können. Die freiwilligen Mitarbeiter haben gearbeitet bis zum Umfallen. Diese Chemikalien waren so stark, dass die Schischuhe von den Pistenarbeitern teilweise "zerfressen" wurden. Inzwischen hatten wir sogar einen Helikopter (Fly Haas - Helmut Haas) verpflichtet, um alles Menschenmöglich für eine zeitgerechte Durchführung fertig zu bringen. In der Mitte der Abfahrtsstrecke hatten wir durch die Wärme einen fließenden kleinen Bach. Diese Chemikalien waren so stark, dass wir sogar dort eine feste Piste zustande brachten. Der ORF Regisseur sagte uns, wo wir den noch zur Verfügung stehenden Schnee verteilen sollten, damit man bei den Fernsehbildern nicht zu viel apere Stellen sieht. Am Mittwoch begannen wir mit den Trainings, am Donnerstag und Freitag fuhren wir die Qualifikation für Abfahrt und Slalom. Keiner konnte es mehr richtig glauben, aber am Samstag fuhren wir die Abfahrt und am Sonntag den Parallelslalom.
 
Trotz der extremen schwierigen Verhältnisse und Begebenheiten haben wir diese Rennen durchgezogen. Die TV-Übertragungszeiten standen bereits in den Zeitungen. Aus erster Quelle habe ich dann noch etwas in Erfahrung gebracht: bei "Nacht und Nebel" ist der damalige Präsident des ÖSV (Österreichischer Schiverband - der Name ist uns natürlich bekannt) von Innsbruck nach Wien zum ORF gereist, und hat versucht, unsere Fernsehübertragungen zu Fall zu bringen. Das ist ihm aber aus ganz bestimmten Gründen nicht gelungen und er musste unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren. Die Folgen haben nicht lange auf sich warten lassen. Der ÖSV gab an alle Veranstaltungsorte von Weltcuprennen eine Verordnung heraus: wenn ein Ort oder Skigebiet ein Profirennen veranstaltet, wird er für Weltcuprennen generell gesperrt!
 
Der ORF brachte dann mit den Vorberichten von den Rennen ca. 110 Minuten, hier ein Ausschnitt von 6 Min. des Abendsport um ca. 22 Uhr. Hier ein Interview vom Manfred Gabrieli†, Michael Veith, Hansi Hinterseer, Georg Ager und Edi Kaufmann.     
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